Die Belohnung – Pai und der weiße Buddha

Die Belohnung – Pai und der weiße Buddha

Es ist Sonntag der 12.11. mein letzter Tag im Baan Thai Resort. In der Nacht zuvor ist mir Gott erschienen, in so persönlicher Art und Weise, wie er noch nie Kontakt mit mir aufgenommen hat. Er trat in meinen Traum in Form eines kleinen Jungen mit einer so unglaublichen Macht, Power, Präsenz, LIEBE, daß ich es nicht aushalten konnte. Es war noch zu viel. Ich wachte verwirrt auf und fürchtete mich, bis ich ruhiger wurde. Ich schrieb in mein Tagebuch O-Ton:“ Ich fühle was Einstein meinte, daß wir max. 10% des Verstandes nutzen. Mehr geht über die Connection mit dem Körper, der Natur, Gott. Der Körper muss dafür nach Yoga Manier gepflegt sein. Bei 100% löst sich der Körper auf.“
Exkurs: Wenn ich von Gott spreche, was das ein oder andere Mal vorkommen wird, meine ich keinen alten langbärtigen Kautz im Himmel, noch irgendeine durch eine bestimmte Religion vorbelastete Vorstellung. Also kein Objekt, sondern die universelle Energie, die alles durchdringt, überall hinter jeglicher Form individuell wahrnehmbar ist und meiner Meinung nach am besten mit dem Raum in dem alles geschieht beschreibbar ist. Eckart Tolle und viele andere tolle Menschen erklären das ganz gut, was nicht erklärbar ist. Sie geben also Hinweise, wie die Stille erfahrbar wird. Mir hilft die Vorstellung, alles Sichtbare in Gedanken in Moleküle und dann in Atome zu unterteilen. Wenn ich mir den Protonenkern so groß wie einen Fußball vorstelle, liegt etwa 1km Distanz zum ersten Elektron. Im Raum dazwischen wirkt Energie/Gott, sonst würde sich das Elektron nicht in einer physikalisch bestimmbaren Entfernung bewegen. Erst deine Sinne lassen die Welt erscheinen, wie du sie wahrnimmst. Gedanken sind eine feinere Form von Energie. Letzten Endes besteht alles daraus. Somit wirkt das göttliche Prinzip immer und überall. Ob du dran glaubst oder nicht. Es gibt Regelmäßigkeiten die gelten. Glaubt ein Mensch nicht an die Schwerkraft, kann er dann fliegen? Früher als ich 3 Semester Physik studierte war ich Atheist, bis ich begriff, daß das auch ein Glaube ist. Nämlich der Glaube daran, daß kein göttliches Prinzip wirkt^^.

Ich stehe früh genug auf, da ich mit Bob und Marcel gestern eine Tour geplant habe. Bob liebt es Auto zu Fahren und hat einen Honda Accord mit Automatikschaltung gemietet. Mit gepacktem Tagesrucksack gehe ich zum Frühstück und will meine Standardvariante bestellen: Reis mit Gemüse und etwas Rindfleisch, schön scharf, dazu frischgepresster Fruchtsaft und ein Tellerchen mit verschiedenen frischen in Häppchen geschnittenen Früchten. „Das gibt’s heute nicht!“, bekomme ich von der Kellnerin gesagt. Unterdessen beobachte ich wie mein Verstand gerade anfängt mit: „Das wird ein langer Tag und wir brauchen ein vernünftiges Frühstück…“, und muss laut lachen. Ich begreife, daß mir da jemand helfen möchte und fühle, daß die Verantwortung danach wieder bei mir liegen wird. Ich bestelle also die vegetarische Variante mit Joghurt und Haferflocken. Dieser Kopf ist so witzig. Wieviel Gründe er auch dagegen hat, es schmeckt und satt bin ich dazu.
Dann geht’s ab ins Auto und auf die Straße. Direkt nachdem wir losgefahren sind, fallen mir 3 Siebener ins Auge und ich weiß, der Tag wird ein gutes Ende nehmen. Dies erleichtert mich, habe ich doch die Kaution von 5.000 Baht hinterlegt. Am Rande der Stadt kurz vorm Fußballstadion überholt uns ein Millitärtruck auf dessen Ladefläche eines der Teams anreist. Ich strecke meinen Kopf und meinen Arm aus dem Fenster und grüße die Jungs mit dem Pacezeichen. So erfreut wie ich von diesem Anblick bin, sind auch die, die mich erblicken und grüßen strahlend zurück.
Hinter der Stadt fangen die mit dichtem Wald bewachsenen Berge an. Wir haben alle sehr viel Spaß im Auto. Bob möchte einen Kaffee trinken und bittet uns Ausschau zu halten. Gelegentlich kommen wir an einzelnen Hütten vorbei, vor denen die frischen Kaffeebohnen in der Sonne getrocknet werden. Da durch die Serpentine diese Gelegenheiten erst kurz vor knapp zu erkennen sind und Bob, der sichtlich Spaß am Fahren hat, recht flott unterwegs ist, verpassen wir eine nach der andern und umkehren kommt für Bob nicht in Frage. Ich realisiere, daß es so nicht funktionieren kann und bitte innerlich um ein Zeichen. Nach ein paar Minuten des Abwartens und Scannens der Umgebung, erspähe ich einen handgroßen Schmetterling und rufe einfach STOPP. Bob, der präzise Ansagen mag -so bat er uns doch bei der Abfahrt extra darum, nicht irgendeinen Käse zu rufen, wenn ein Hindernis auftauchen würde, sondern stopp, links oder rechts ausweichen-  reagiert prompt und hält. Im stehenden Auto haben wir Zeit zu schauen, was denn hier ist. Erst als wir austeigen ist zu erkennen, daß dieser Ort auch ein kleines Café besitzt. Sieh selbst wie es dort ist!
                                               

Der Kaffee wurde aus den lokalen vor Ort organisch angebauten Bohnen gebrüht, mehr brauch ich dazu nicht zu sagen.
Bob ist happy, was sich noch steigert, als wir in der kurvigen Strecke einige LKW’s überholen, deren Fahrer alle sehr lieb sind und Zeichen geben, wenn die Strecke frei ist oder teilweise sogar ihre Geschwindigkeit drosseln. Hier in den Bergen ticken die Uhren anders. Die Menschen sehen äußerlich arm aus und sind doch so viel reicher an innerer zufriedener Gelassenheit.
Wir machen eine Pause an einem Markt, wo ich Bob mitteile, daß er ein sehr guter Fahrer ist. Es erfüllt ihn mit Stolz. Ich genieße diese Beobachtung. Bevor es weitergeht kaufe ich mir eine Frühlingsrolle, die bei jedem Bissen meinen Gaumen jubeln lässt -mmmmmh. Das ist das leckerste, was ich seit meiner Ankunft aß. Hier ist alles besser oder liebevoller. Die Menschen an diesem Flecken sind so entschleunigt, daß sie auf natürliche Art dauerhaft lächeln. (Die Wortkorrektur in Word kennt das Wort „entschleunigen“ nicht mal –haha.) Mir wird in dem Moment klar: heute ist Belohnungstag für die Woche! Freude breitet sich in meinem Brustkorb in Form von angenehmer Wärme aus und entspannt meinen gesamten Körper.

Angekommen in Pai suchen wir uns eine nette Bar um Mittag zu essen. Da Pai eine Hippiekommune ist, gibt es hier feinstes vegetarisches Food. Dazu bestelle ich mir frischen Passionfruit-Saft mit Eis.

Danach besichtigen wir den weißen Buddha. Bob macht auf dem ersten Drittel des Treppenaufstiegs ein Krafttraining, um dann in den aeroben Trainingsbereich zurückzukehren. Schließlich fühlt er sich ja schon wie Anfang vierzig. Oben angekommen lege ich mich in Shavassana (die Rückenentspannungslage) und frage den Blick auf den Buddha gerichtet: „Welches Gefühl ist in mir?“ Da ist Frieden! Ich frage weiter: „Welche Eigenschaft hat mir das Alleinsein bereits gebracht?“ Ein starkes Nein! Just in diesem Moment fliegt eine große Libelle an dem Buddha vorbei. Die Libellen sagen mir, daß etwas transformiert wurde –Om Shanti.


Wir machen uns auf den Rückweg, sehen Elefanten, die ich nicht fotografieren kann, weil Bob wie ein Rallyefahrer unterwegs ist und in den Serpentinen alles aus der Karre rausholt. Während wir ein Fahrzeug nach dem anderen überholen, sitze ich auf der Rückbank und bete. Das innere Kind freut sich und das Universum lässt uns Spaß haben, bis wir in einer Kurve ein Polizeiauto und einen Krankenwagen sehen. Die Polizisten und Sannis stehen am Abgrund und schauen ca. 300m in die Tiefe. Da ist wohl nix mehr zu retten. Dieses Zeichen ist unverkennbar und wir machen kurz darauf unseren letzten Stopp. Marcel kommt gerade von der Toilette zurück, während ich mich an der Nase kratze. Er kann Mimik lesen und sagt zu mir: „Your hat is lying in the garden, I will remeber you.“ Tatsächlich hatte ich über den Tag verteilt des Öfteren das Gefühl als hätte ich etwas verloren. Einmal waren es meine Schuhe, die unter den Autositz gerutscht waren, später war es meine Bauchtasche, die hinter mir am Stuhl hing. Die beiden Freunde bezahlen ihren Kaffee und wollen gehen. Ich sage stopp, da ich noch auf meinen grünen Tee warte. Bob ruft mit seinem britischen Akzent: „Oh Yogi couldn’t you order something normal!“ Lachend setzten wir unsere Tour nachhause fort. Der Tee wurde vergessen.
Abends essen wir im Resort-Restaurant zusammen mit Milosch und Sky, die mir freundlicherweise anbietet mein Gepäck bis zum nächsten Abend aufzubewahren.
Hinterher gehe ich auf mein Zimmer und die Tränen laufen mir übers Gesicht. Das Traurige, liebgewonnene Menschen morgen zu verlassen, kommt zum Ausdruck. Ich leg mich ohne zu packen schlafen, da ich auf nichts Bock habe.
Wenn du dich in dem Moment fragst, ob ich Heimweh nach Deutschland habe? Damals bevor ich aufgebrochen bin trauerte ich etwa 3 Wochen lang. Jede Begegnung mit den lieben Menschen, die mich stets umgeben, war ein Abschied. Dafür bin ich hinterher frei. Daher habe ich kein Heimweh 🙂
““Weiter gehn, gehn, immer weiter gehn
und das Leben mit neuen Augen sehn
und vertraun, traun, traun auf die Liebe baun.
Mal nach innen und mal nach außen schaun
und weiter gehn, weiter gehn““


Ein Gedanke zu „Die Belohnung – Pai und der weiße Buddha

  1. Puuuuhhh! Ich muss jetzt einfach losschreiben! Ich habe wie verrückt gelesen und alles aufgesogen. Die Beschreibung von Gott- Energie – Pjysik- … Das ist es! Endlich jemand, der das so spürt! Und den Mut hat, es so mitzuteilen. Ich bin überwältigt und beeindruckt!
    Abschied nehmen… Hmmm… die Verse vom “ HF- Lied“ … das gab einen Stich im Herzen… Abschied, Schmerz, Trauer, Tränen, Hoffnung. Alle Gefühle auf einmal ausgelöst!
    Diesen Bericht werde ich sicher noch öfter lesen…
    Danke ??

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